Die Rotpunkt-Aktion in Herford - eine unvollständige Chronologie (4) |
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4. Der etwas andere LiniendienstFreitag, 3. April. Bereits um sechs Uhr morgens stehen die ersten Flugblatt- und Punkteverteiler an den Haltestellen. Ihre Zahl ist sprunghaft gestiegen. Studenten, die vor kurzem noch die Herforder Schulen besuchten, sind zurückgekommen. Lehrlinge und Arbeiter haben Urlaub genommen. Schüler schwänzen die Schule. Sie alle wollen dabei mithelfen, dass die Aktion zu einem Erfolg wird. Aber das hängt nicht allein von ihnen ab, sondern viel mehr von der Bevölkerung. Auch an diesem Morgen gehen die roten Punkte wieder rasend schnell weg, Vorsorglich werden direkt wieder ein paar weitere Tausend in Auftrag gegeben. Und den Rotpunktlern steht eine eigene "Flotte" von 3 Bullis und nahezu 50 PKWs zur Verfügung, die ab heute den ganzen Tag "Liniendienst" fahren werden. An den Haltestellen am Alten Markt wird es eng. Mehr und mehr Rotpunkt-Autos fahren diesen zentralen Haltepunkt an, machen es den immer leerer werdenden Bussen schwer, pünktlich die Haltestellen zu erreichen bzw. wieder abzufahren. Zahlreiche Schaulustige sind gekommen. Die Organisatoren verfügen inzwischen über ein Megaphon und bemühen sich, den Ersatzverkehr zu koordinieren. Sobald ein Auto hält, wird der Fahrer nach seinem Ziel gefragt. Die Antwort wird übers Megaphon ausgerufen, damit sich die wartenden Fahrgäste melden können. Alt und Jung nutzt heute diesen "Service"; Tausende von Menschen werden befördert. In der Luft liegt eine neue Stimmung: Gemeinsam zeigen wir es "denen da oben" mal. Auch der Infostand auf dem Alten Markt ist gut besucht. Bürger kommen vorbei, um ihrem Unmut über das EMR Luft zu machen, geben kleine Spenden ab, um die Aktion zu unterstützen. Die Herforder Kaufleute, die merken, was ihre Kunden denken, erklären sich solidarisch und fordern das EMR auf, "diese kolossalen Preiserhöhungen auf ein erträgliches Maß herunterzusetzen", wie es in einer Lautsprecherdurchsage des Kaufhauses Köhler heißt. Die Aktion hat inzwischen ein Ausmaß erreicht, das die Initiatoren einerseits natürlich freut, sie andererseits aber vor ungeahnte Probleme stellt: Beförderung von Fahrgästen in der Provinz ist keine Kleinigkeit, sondern will generalstabsmäßig geplant sein. Bis an die Grenze der Erschöpfung setzen sich die Schüler und Studenten ein. Und haben dennoch Zweifel, ob das ausreicht. |
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Rotpunkthelfer
an der Berliner Straße |
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Andrang auf
dem Alten Markt |
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