Die Rotpunkt-Aktion in Herford - eine unvollständige Chronologie (3) |
|||||
3. Selbst ist der Mann (und die Frau)..Donnerstag, 2. April. Der Tag der Aprilscherze ist vorbei; jetzt wird es ernst. Die "Neue Westfälische" berichtet ausführlich über den ersten Tag der Aktion; dadurch sind heute weitaus mehr Menschen informiert, als man mit Flugblättern erreichen könnte. Von denen sind über Nacht übrigens einige tausend weitere hergestellt worden, die ab dem Vormittag verteilt werden, vorwiegend am Alten Markt. Und auch die ersten roten Punkte können endlich an die Autofahrer verteilt werden. Zur Überraschung der Schüler und Lehrlinge finden die roten Punkte reißenden Absatz. Schon nach wenigen Stunden sind die paar hundert, die bestellt worden sind, weg. Und die Zahl der Autofahrer, die einen haben wollen, reißt nicht ab. Schnell werden bei der Druckerei 4000 weitere Punkte geordert; sie sollen bis zum nächsten Morgen fertig sein. Viele wollen bis dahin nicht warten, greifen selbst zur Schere und basteln sich einen provisorischen roten Punkt, den sie hinter ihrer Windschutzscheibe befestigen. Das Unternehmen Alternativtransport kommt langsam in Schwung. Natürlich klappt vieles noch nicht. Zahlreiche Haltestellen werden von Rotpunkt-Fahrzeugen nicht angefahren, und noch steigen die, die es eilig haben, in die Busse. Aber es sind schon deutlich weniger als sonst, die an diesem Tag mit dem EMR fahren. Den Organisatoren wird klar, dass es mit Flugblatt- und Punktverteilen allein nicht getan ist. Es muss mehr geschehen, wenn die Aktion ein Erfolg werden soll. Da trifft es sich gut, dass Verstärkung eintrifft. Aus Bielefeld kommt eine Gruppe der "Falken" dazu, der SPD-nahen Jugendorganisation. Und sie bringen nicht nur drei Bullis mit zur Beförderung von Fahrgästen, sondern auch einiges an Organisationserfahrung. Allen ist klar, dass man die Aktion noch stärker in Schwung bringen muss, und zwar durch eine bessere Koordination des Rotpunkt-Verkehrs. Außerdem beschließt man, auf dem Alten Markt einen Informationsstand aufzustellen, der zugleich als zentrale Anlaufstelle der Aktion dienen soll. Vom EMR gibt es übrigens noch keine Reaktion; man hüllt sich in vornehmes Schweigen, wohl in der Hoffnung, aus dem Lüftchen werde sich kein Sturm entwickeln. Was man dort nicht begreift: dass es gerade diese arrogante Haltung ist, die die Bürger so ärgert. Und dass man damit den Widerstand noch weiter motiviert statt ihn zu brechen. Es ist eben eine Zeit, in der es das Wort "Bürgernähe" noch nicht gibt. Noch herrscht vielerorts das alte Obrigkeitsdenken; noch haben die Bürger bislang immer geschwiegen. Aber die Zeiten ändern sich - wie auch das bevorstehende Wochenende beweisen soll. |
|||||
Fahrtzielansage per Megaphon |
|||||
Großes Interesse am Infostand |
|||||